»Licht bitte!«

Eine Schöpfungsgeschichte in der Schaubude


Sie befürchteten schon, in Teufels Küche zu landen, die zwei heruntergefallenen Engel. Von höchster Ebene verwiesen, landen sie erschöpft als Puppenspielerinnen bei uns und wollen Mark Twains »Tagebücher von Adam und Eva« vorspielen. Ein gewaltiger Donnerschlag samt der aufbrausenden Ausrufe »Raus!« und »Weg mit dem Plastezeug!« hatte den Absturz mit ihren zwei Puppen aus den Wolken begleitet.

Die Berlinerinnen Alexandra und Eva Kaufmann, seit 2005 Kaufmann & Co., sind die Engel in »Licht bitte!« Sie inszenierten das imposante »Stück über die Schöpfung« mit Figuren und Objekten zusammen mit Regisseur Guyla Molnàr und dem Szenografen Werner Wallner, der eindrucksvolle Lichteffekte setzt. Ihr Anspruch, die Poesie im Banalen und das Banale im Pathos zu suchen, hätte nicht besser aufgehen können. Die Premiere in der Schaubude war himmlisch.

Mit der vermeintlich unantastbaren Schöpfungsgeschichte befassen sich die zwei tragisch-komischen Engel, die den Erschaffer mit einem Theaterstück beglücken wollen - angestachelt vom Konkurrenzgedanken. Keine Ahnung, womit die Herren Erzengel Michael und Gabriel, die Schutzengel, Arbeitsengel, Seraphime und so weiter aufwarten werden. Sie wollen glänzen, also kreieren sie.

Sich Figuren verschiedener Religionen bedienend - Schöpfung ist Schöpfung - interpretieren sie miteinander streitend ihre Version, kaum dass sie Atem schöpfen. Was war denn nun zuerst da? Wasser, Licht, das Wort? Neugier treibt sie. Sie entwickeln Adam, der gleich Hauptdarsteller sein will: Don’t wake the man. Na, und Eva, die es wissen will. Jetzt wird’s zu dämonisch fürs Himmelreich.

Hintersinn und großartige Arbeit der Puppenspielerinnen mit einfachen Mitteln prägen das 60-minütige Stück. Großer Gott, was da über die Bühne schwebt! Welche Versuchung, es zu beschreiben. Nee! Drang besiegt. Sehen Sie mal: Die staunende Freude künftiger Zuschauer an von Kaufmann & Co. für die Bühne Geschöpftem ist hier tabu.

Licht Bitte! Ein Stück über die Schöpfung

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Levitation und Leviathan


... Einfachheit und kräftiger Schaubude-Zauber von „Licht Bitte!“

...Aus einer emaillierten Schüssel manifestiert sich mithilfe eines Lichtstrahls die ganze Genesis, inszeniert und dargestellt von einem Engelspaar: Still, innig und ohne Rücksicht auf sich selbst erfinden Alexandra und Eva Kaufmann mit allem was einsetzbar ist, seien es ihre eigene Gestalt im weißleinenen Hemd, verfremdete Puppen oder banal Haushaltliches. Sogar eine Plastiktüte schwebt als Geist Gottes über den Wassern.

...Jedes Element wird benutzt, befragt und auf seine Essenz zurückgeführt. Der Abend hat mitunter den augenzwinkernden Charme der poetischen Bildwelten eines Zöllners Rousseau. So sehr wird - in der behutsamen Regie von Gyula Molnàr – die Reduktion der gestalterischen Mittel bis an die Grenzen getrieben.

...Eine mutig naiv behauptete biblische Sprache schlägt den erzählerischen Bogen vom Chaos der Ursuppe und der Finsternis über das Werden von Etwas bis hin zur Erschaffung von Adam und Eva, zwei Puppen, die sich immer mehr im Beziehungskampf verheddern...

Angerührt stolpert die Kritikerin von der Insel der Seligen zurück in die hektische Großstadt...

Dora Dorsch, double 29, 2014

Berührende Schöpfungsgeschichte im TPZ Lingen


Das Figurentheater „Kaufmann & Co aus Berlin begeisterte mit der charmant humorvollen und unsagbar kreativen Schöpfungsgeschichte „Licht bitte“ in der Kleinkunstreihe „Studioprogramm“ des Theaterpädagogischen Zentrums das Publikum. Mit minimalistisch, filigranen und bereichernd einfachen Mitteln erzählten und spielten Alexandra und Eva Kaufmann – unter der einfühlsamen Regie von Gyula Molnar -  in den Rollen zweier bezaubernder, wie auch tragisch komischer  Engel ihre ganz eigene Version von der Schöpfungsgeschichte...

Ganz wundervoll war es, die auf verschiedenen Ebenen stattfindenden und teilweise so anmutig, wie auch witzigen Schöpfungsprozesse der Engel beschauen zu dürfen, während diese, die Entstehung der Welt erklärten und über allem den Geist Gottes, in Form einer weißen Plastiktüte schweben ließen. Die vielen kleinen Gesten und die so natürliche und warmherzige Spielweise der beiden Spielerinnen, sowie ein hervorragend gelungenes Maß für die Wirkung von einfachen Stilmitteln machten diese Inszenierung so brillant. Der Mut für die Gestaltung der zarten, leisen Momente und einer nackten  Bühne, die zeitweise durch eine exzellente Lichtgestaltung an Raum und Tiefe zu gewinnen schien, zahlten sich aus...

Mit „Licht bitte“ berührten Kaufmann & Co auf eine sehr feinsinnige und entschleunigende Weise; Es war ein Theaterabend der besonderen Art.   

Lingener Tagespost, Meike Blunk 14.12.2014

Große Erzählkraft mit einfachsten Mitteln

Verträumt, ironisch, wehmütig: Berliner Gastspiel „Licht Bitte!“ beeindruckt im Lindenfels Westflügel


Es liegt dabei in „Licht Bitte!“ bei aller genrespezifischern Verspieltheit und trotz aller Ironie eine stille Wehmut. Eine Ahnung vom Vertriebensein, von Verlust. Und vom Trost, den man sucht und finden kann. In der Nähe menschlicher Wärme (nennen wir es Liebe) oder im albernen Imitieren von Tiergeräuschen. Und in der Kreativität, dem Spiel des Erschaffens eben, das uns hinaushebt über unsere Grenzen. Wiedermal erstaunlich, mit welch einfachsten Mitteln man davon erzählen kann.

LVZ, Steffen Georgi 09.03.2015

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