Fellchen und Bommel

Wenn Fremde Fremde Freunde werden

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„Fellchen und Bommel“ vom Theater Kaufmann & Co. ist von der Kaleidoskop-Jury

für die Kaleidoskop-Theatertage 2017 ausgewählt worden.


Was, wenn plötzlich neben mir so einer einzieht, der anders aussieht, anderen Rhythmen und Ritualen folgt, meine gar nicht anstandslos übernehmen mag? Was, wenn der auch noch eine andere Sprache spricht, sodass das Aushandeln nachbarschaftlicher Grenzen, Verständigung, Zusammenarbeit, Hilfe zum Parforceritt werden? Beschäftigt sich ein Theaterstück mit solchen Themen (gerade heute), kann das schnell didaktisch und „ranschmeisserisch“ werden. Und vor allem: Wie so was aufbereiten fürs junge und jüngste Publikum, dass es spielerisch und lustvoll wird?

Kaufmann & Co jedenfalls umschiffen mit „Fellchen und Bommel“ sämtliche Fallstricke mit Bravour. Sie konzentrieren sich auf wenige Theatermittel, setzen die aber mit einem perfekten Gespür für Timing und Situationskomik ein. Köstlich vor allem die beiden Phantasiesprachen, die die beiden Hauptfiguren gegeneinander ins Feld führen. Wer hätte gedacht, dass man sich allein vom Zuschauen so schnell einen kleinen Basiswortschatz draufschaffen kann? So werden wir als Publikum beim Mit-Übersetzen selbst mitten ins Thema geschmissen und dürfen sowohl die Hilflosigkeit, vielmehr aber noch die Lust beim

Sprachrätselraten miterleben.

Hier wird wunderbar altersgemäß und mit Sinnlichkeit und viel Humor ein Basiskonflikt menschlichen Zusammenlebens verhandelt – nicht ohne Seitenhiebe auf unsere manchmal doch eher stupid, „papierene“ Arbeits- und Bürokratenwelt, die wir meinen, gegen weniger „gesittete“ neue Nachbarn verteidigen zu müssen. Dabei kann man mit Papier eben noch viel mehr anstellen, man muss nur offen bleiben für neue Impulse und Sichtweisen. Auch, dass die „Älteren“ oftmals länger brauchen als die Jungen, biss sie sich aus ihrer plötzlich hinterfragten „Komfortzone“ herauszubewegen trauen, wird hier folgerichtig, aber ohne deren gute Gründe abzuwerten, eingebaut. Und es gibt auch keine falsche Überwindung des jeweiligen Anders-Seins. Vielmehr gilt es, die Kraft der Sprache

zu nutzen, um sich zumindest auf eine gemeinsame Sprache zu einigen, wie eben die Kunst selbst eine ist.

Kurz: Ein rundum kunstvolles und gelungenes Stück Theaterverständigung für Jung und

Alt!

Bewertung der Jury, Steffen Popp, März 2017

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